Samurai-Serie "Shogun" – der Emmy-Sieger punktet mit Ninjas, Schlachten und kühnen Frauen
Die Historienserie "Shogun" heimste 18 Emmys ein. Sie schwelgt in Blut und Grausamkeit. Der berechnende Fürst Toranaga und seine treue Gefolgsfrau Mariko kämpfen um die Macht.
Der Weltbestseller "Shogun" von James Clavell wurde bereits 1980 als Mini-Serie verfilmt. Mit "Dornenvögel"-Star Richard Chamberlain als Navigator John Blackthorne in der Hauptrolle. Damals aufsehenerregend, ist diese Verfilmung heute nur Enthusiasten zu empfehlen. Shogun 2024 ist düsterer, blutiger, viel weiblicher und dabei weit näher am Buch als die US-Serie.
Spoiler-Warnung: Der Text erzählt nicht alles, aber verrät doch einiges über die Serie.
1660 strandet die "Eramus" im abgeschiedenen Japan. Das heruntergekommene Schiff und seine hungernde Besatzung sind der traurige Rest einer niederländischen Flotte. Mit an Bord ist John Blackthorne (Cosmo Jarvis), der englische Navigator. Der Plan der Holländer sah vor, den portugiesischen Katholiken den Handel in diesem Teil der Welt streitig zu machen. Stattdessen werden die Überlebenden in ein finsteres Loch geworfen. Wie finster es für sie aussieht, erfahren sie schnell. Der lokale Herrscher ist vom Tod besessen. Um ihn besser zu studieren, lässt er einen der Holländer in einem riesigen Topf ganz langsam auf kleiner Flamme kochen.
Blutige Action in "Shogun"
"Shogun" ist nichts für Zartbesaitete, dazu fordert der komplizierte Plot und das doppelbödige Ränkespiel der großen Fürsten volle Konzentration, wenn man nicht so ahnungslos wie John Blackthorne durch das feudale Japan schreiten will.
In Japan tobt nach dem Tod des Herrschers Taiko ein Machtkampf unter den fünf Regenten. Ein Kampf, in dem der Europäer Blackthorne nur eine Spielfigur ist. Ein Ringen mit Schlachten, Duellen und Ninjas. Mit starken Frauen, die sich mit der Naginata – einer Schwertlanze – auf ihre Feinde stürzen, nachdem all ihre Samurai gefallen sind. Eine Reminiszenz an die historische Nakano Takeko, die mit so einer Waffe für den letzten Shogun kämpfte und die in der Schlacht von Aizu fiel. Blackthorne und sein Schiff haben dem Fürsten Yoshi Toranaga eines zu bieten: Kanonen.
Edle Japanerinnen und ein ungehobelter Engländer
Neben der – ausgezeichneten – Action überzeugt "Shogun" mit tiefsinnigen Beobachtungen und dem Kontrast des Lebens in Japan und den Vorstellungen von Blackthorne. Seine Verbindung ist die Edle Toda Mariko (Anna Sawai), denn sie spricht seine Sprache. Dazu kommt eine weitere Frau. Der Fremdling wird im Haus der tiefunglücklichen Usami Fuji einquartiert. Eine Witwe, die der Fürst, der ihren Mann und ihr Baby zum Tod verurteilte, zum Weiterleben zwingt, indem er ihr den ehrenvollen Tod verbietet. Und sie nun dem verachteten Fremdling als Gefährtin anbietet.
Emmy-Verleihung
Samurai-Epos "Shogun" schreibt Emmy-Geschichte – die Bilder des Abends
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Gegenüber den komplexen Charakteren der beiden Frauen wirkt Blackthorne wie ein tapsiger, sympathischer Bär, der sich nur mühsam an die neue Umgebung anpassen kann. Die Frauen folgen einem Ideal von Selbstbeherrschung und Pflicht, gegenüber dem der Europäer nicht bestehen kann. Die eigene Frau und seine Kinder überließ er sich selbst in England, um zur See zu fahren. Aus Portugal wurde er wegen seiner Vergehen hinausgeworfen. Trotz der Wesensunterschiede schwelt zwischen ihm und Mariko eine untergründige Liebe. Dieser Neigung ungeachtet organisieren die beiden Frauen eine Liebesnacht mit der kenntnisreichsten und teuersten Kurtisane des Landes für den Fremdling.
Ein weniger glücklicher Kulturclash traf den Gärtner. Blackthorne liebt das Geflügel auf europäische Art – gut abgehangen, was damals bedeutete halbverfault. Als sich hoher Besuch ankündigt, entfernt der Gärtner das stinkende Bündel, um das Haus vor der Schande zu bewahren. Gegen den ausdrücklichen Befehl das Hausherren. Nur eine Selbsttötung kann diesen Ungehorsam ungeschehen machen.
Spielfiguren der Macht
Blackthorne ist sich sicher, dass der Machtkampf mit Schlachten entschieden wird, in denen er, sein Schiff und seine Kanonen eine zentrale Rolle spielen. Tatsächlich soll der Fremdling nur die Aufmerksamkeit von Toranagas Gegner auf sich ziehen. Um sie zu Fall zu bringen, opfert Fürst Toranaga Mariko. Es scheint fast, als habe er Mariko, seit sie ein junges Mädchen war, nur für diesen Zweck aufgezogen. In einer komplizierten Intrige bringt Toranaga seinen Hauptwidersacher dazu, Mariko zu töten. Diese eidbrüchige Freveltat kostet den die Unterstützung einer weiteren Frau, der undurchsichtigen Herrscherwitwe und Mutter des Erben Ochiba No Kata. Und Fürst Toranaga wird die Opferung seiner Gefolgsfrau Mariko den Weg zum Shogunat ebnen.
"Shogun" kann auf Disney+ gestreamt werden.
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